lunes, 19 de junio de 2017

Ich dich auch

Ich dich auch
Die Pfanne war heiß. Sie musste aber noch das Fleisch zerlegen und marinieren. Da hörte sie ihr Handy. Hi! Wie war dein Tag?, las sie. Es war ein stressiger Tag, aber sie wollte keinen schlechten Eindruck machen. Das Fleisch konnte warten und die Pfanne auch. Sie wusch sich gründlich die Hände und trocknete sie ab. Draußen dämmerte es schon. Das Stück Fleisch blieb dort. Unberührt.

Hey! Schön von dir zu hören! Bist du Zuhause? – Ja! und du? – Ich auch, wollte gerade kochen. Wie geht´s? – Mein Tag war sehr entspannt, und bei dir? – Neee. Bin sooooo müde. – Ein anstrengender Tag heute? – Ja und wie!!!! – unhöfliche Kunden? – Nicht nur das. Auch Kollegen! – Du, arme.

Sie wollte weitertippen, aber der Herd war noch an. Sie vergrößerte das Profilfoto, schaute es kurz an und berührte es mit den Fingerkuppen. Es roch nach verbranntem Öl. Sie stand auf und machte den Herd aus. Das Öl war fast schwarz.

Sorry. Jemand hat geklingelt. – Kein Problem. Du, deine E-Mail hat mich sehr gefreut. – Echt? – Ja! – Gut zu wissen. – Ich weiß nicht, wie du das schaffst. – Ich auch nicht. – Ich glaube, … ich will dich kennenlernen.

Sie zweifelte eine Sekunde. Das letzte Mal, dass sie jemanden auf diese Weise kennengelernt hatte, war schon lange her. Wie hieß sie noch mal?,  überlegte sie und streichelte das Stück Fleisch mit einer Hand. Sie konnte sich nicht mehr an den Namen erinnern. Draußen war es jetzt dunkel. Sie nahm das Telefon wieder in die Hand und vergrößerte noch einmal das Bild. Ihre Fingerkuppe berührte das Display. Die hat nicht geschrien, murmelte sie.

              Ich dich auch.

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